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Kinderförderprojekt "El Izote" in El Salvador: Seit 20 Jahren unterstützt die Ernst-Reuter-Schule II

Seit 20 Jahren unterstützt die Schule ein pädagogisches Projekt in einem Armenviertel in El Salvador.  Dank dieser Hilfe erhalten Kinder aus ärmsten Verhältnissen im Alter von 3 bis 13 Jahren einen guten Start ins Leben. 

Mit dieser Förderung  übernehmen wir als Schule soziale Verantwortung. Indem unsere Schüler*innen dies im Rahmen des Unterrichts und durch besondere Aktionen erfahren, bekommen sie vermittelt, wie wichtig es ist, andere zu unterstützen. Wir überweisen regelmäßig einen Anteil der Erlöse aus unserem Eine-Welt-Laden nach El Izote. Außerdem veranstalten wir alle zwei Jahre einen Sponsorenlauf, bei dem auch ein Teil der Gelder nach El Salvador fließt. 

Das Projekt wird auch von mehreren kirchlichen Gemeinden in Oberursel und von privaten Spender*innen unterstützt. Trotz alledem besteht weiterer Finanzierungsbedarf, damit das Projekt nicht eingestellt werden muss. Wenn auch Sie mithelfen wollen, dann können Sie hier spenden.

Im Weiteren finden Sie einen Bericht über das Projekt von Frau Elisabeth Bentrup, die im Sommer 2023 zu Besuch in El Salvador war.

Ein ganz normaler Ablauf im Projekt

Ab 7:30h kommen die Kindergartenkinder; die Halbtagskinder werden zwischen 11:30h und 12:00h abgeholt; in der Regel sind es 25-30 Kinder am Vormittag, davon werden 15-18 vor dem Mittagessen abgeholt;

Um 12:45h gibt es ein einfaches Mittagessen für die Ganztagskinder und die Kinder, die aus der Grundschule zur Nachmittagsbetreuung kommen. (für ca. 25-30 Kinder)

Von 13:00h – 13:30h ist freies Spiel möglich; dazu gibt es ein Angebot im Garten und Spiele für den Innenbereich (ruhige Spiele für Einzelaktivitäten);

Von 13:30h bis 14:40h ist Lernzeit für alle Schulkinder (oft über 20) ; im Schlafraum schlafen ca. 10 bis 12 Kinder;

Für alle ist dann- nach einem kleinen „Snack" kurz vor 15h – Zeit für Karate, Sport! Dieses Angebot wird mit großer Begeisterung angenommen!

Die Kinder sollten alle bis 16:30h abgeholt werden, was – solange ich da war – an keinem Tag der Fall war. Manche Kinder wurden erst gegen 17h geholt, mit der Begründung: Wir waren im Stau! Oft suchten Eltern zudem noch das Gespräch mit Frau Depaz.

Am Samstag finden von 8h bis 12h diverse pädagogische Angebote statt: Englischunterricht, ein Malkurs und Karateunterricht für die Kinder, die während der Woche keine Zeit haben. Ein Musikkurssoll im August anfangen. 

Bericht über den Projektbesuch in El Izote vom 20.06. bis 02.07.23

 In den Tagen meines Aufenthaltes in El Salvador ist mir oft das Wort „Lebensqualität" in den Sinn gekommen: Wie viel wertvolle Zeit geht verloren, wenn man jeden Tag mindestens drei Stunden im Auto sitzt, für nur 35 km Wegstrecke von der Wohnung zum Arbeitsplatz und zurück? Wie beeinträchtigt der Klimawandel das tägliche Leben? Wie leben die Menschen in dem Land, das zeit zwei Jahren von dem „Coolsten Diktator" der Welt (Aussage von Präsident Bukele selbst) geführt wird? Wie lebt man in auseinander gerissenen Familien, welche Träume hat man?

Hier ein paar Eindrücke dazu, die vielleicht noch ein tieferes Verständnis in den Alltag ermöglichen:

Der Klimawandel

Ich habe keinen direkten Vergleich zu anderen Wochen im Sommer (dies war mein 6. Besuch im Sommer);für mich war es immer sehr heiß und schwül, die Regenfälle extrem stark und die Gewitter heftig,

  • Die Leute sagten aber, dass die Überschwemmungen deutlich zugenommen hätten.
  • Die Mandarinen, die jeden Morgen auf dem Boden lagen, waren trocken ohne Saft. Isabel sagte: „Die Hitze!"
  • Avocados fielen auf die Erde; sie waren viel kleiner als sonst: Das fehlende Wasser.
  • Für Juniseien die Regenfälle aber extrem stark und die Dürreperioden nähmen zu.
  • Es werden ständig neue Viertel am Rande der Hauptstadt gebaut: Siedlungen mit kleinen Einfamilienhäuser: ohne Grünflächen, die Flächen werden zubetoniert und breite Straßen für den Autoverkehr angelegt. Und die Menschen stöhnen unter der Hitze.

Die Verkehrssituation

Situation auf dem Weg vom Wohnort von Frau Depaz zum Projekt. Man muss es erlebt haben, um zu glauben: wir waren nie unter 90 Minuten unterwegs! Und das bedeutet, jeden Tag mindestens drei Stunden im Auto, ganz zu schweigen von den Benzinpreisen: meiner Rechnung nach kostet jede Fahrt mindestens $ 10, bei 12 Fahrten pro Woche!

Baustelle reiht sich an Baustelle; es gibt nur eine Möglichkeit vom Norden nach Mejicanos und ins Projekt zu gelangen. Auf der Strecke wird ein Großprojekt verwirklicht, mit einer riesigen Brücke und einer geplanten 6-spurigen Straße /drei in jede Richtung); die Behelfsbahnen sind nicht fest (loser Boden) und nach jedem starken Gewitter erlebt man seine wahren Wunder: man weiß nie vorher, wie der Straßenverlauf sein wird; wenn das Auto „aufsetzt", steigt man aus, hebt es wieder auf die Fahrbahn und weiter geht's!

Dazu kommt das Klima: Bei mindestens 30° und mehr Außentemperatur hat man die Wahl zwischen geöffnetem Fenster zu fahren (mit Dreck und Staub in der Luft) oder mit einer Klimaanlage; meine Stimme, mein Hals haben signalisiert: „Nicht mit mir!"

Situation in Mejicanos:

Für mich als Beifahrerin war es spannend zu erleben, wie die Autofahrer*innen auf die täglichen (neuen) Baustellen und Umleitungen reagierten: Mit großer Gelassenheit, weil man ja nichts ändern kann! Es gab Tage, da brauchten wir nahezu 60 Minuten, um aus dem Viertel Montreal (Stadtteil von Mejicanos) heraus zu kommen, stop and go, im Schneckentempo. Übrigens: eine Alternative zum Auto gibt es nicht, da der öffentliche Personennahverkehr so gut wie nicht mehr existiert. Von 10 Linien, die von Mikrobussen angefahren wurden, gibt es noch zwei; der Grund ist, dass es keine Fahrer mehr gibt. Sie wurden verhaftet.

Lebenssituationen:

In den vielen Stunden, die wir im Stau auf der Autobahn zubrachten, ergaben sich gute Möglichkeiten für mich, um Eindrücke auszutauschen und nachzufragen, wenn ich bei Begegnungen nicht alles verstanden hatte. Ich hatte auch die Möglichkeit, zwei ehemalige Schülerinnen (2005 und 2012) und die Köchin aus Iberia (2005 bis 2015) mit ihrem Sohn zu treffen. Und der vorherige Bürgermeister von Mejicanos, (Simon Paz) besuchte uns im Projekt. Die Köchin feierte im Juni ihren 60. Geburtstag und lud das gesamte Team zu sich nach Hause ein, ein spannender Einblick in ihre Lebenssituation. Weniger erfreulich war ein Gespräch mit der Besitzerin des Hauses. Hier folgen Eindrücke aus den Gesprächen.

Berta (ehemalige Schülerin):

Berta war Schülerin im ersten Projekt 2005; sie blickt voller Dankbarkeit auf die Zeit zurück: „Ich hatte einen Ort, wo ich jeden Tag hingehen und lernen konnte!" Sie ist jetzt 27 Jahre alt, hat einen 10-jährigen Sohn und lebt mit ihm, ihren Großeltern und ihrem Bruder in San Salvador. Sie arbeitet in einem Supermarkt, 7 Tage die Woche und ernährt die ganze Familie. Der Vater des Kindes wollte nie etwas von seinem Kind wissen und beendete die Beziehung noch vor der Geburt.

Miriam, Kollegin von Isabel:

Alleinerziehend; die Tochter (26 J.)wohnt mit der Mutter in einer kleinen 2 -Zimmer Wohnung und studiert Zahnmedizin; sie ist sehr begabt und erhält ein Stipendium. Der Vater des Kindes hat nie etwas gezahlt. Die beiden leben in extrem bescheidenen Verhältnissen. Wenn sie Gäste einladen, bringen diese Geschirr mit, denn in ihrem Haushalt gibt es nur jeweils zwei Exemplare: angefangen vom Geschirr und Besteck, bis zu den Stühlen in der Küche.Sie haben keine Waschmaschine.

Andrea, 26 Jahre:

ehrenamtliche Englischlehrerin im Projekt. Sie arbeitet an einer amerikanischen Schule in San Salvador und spricht sehr gutes Englisch. Sie lebt bei ihren Großeltern. Ihre Mutter ist vor 20 Jahren in die USA gegangen und lebt dort illegal. Andrea hofft, jetzt ein Visum für die USA zu bekommen, um ihre Mutter zu treffen. Da Andrea eine feste Anstellung und relativ gut verdient, könnte es klappen. Den Vater kennt sie nicht.

Claudia, Kollegin von Isabel:

Sie hat zwei Söhne, 18 und 16 Jahre alt und lebt im Haus ihrer Schwiegereltern; der ältere Sohn hat autistische Merkmale und ist in einer Einrichtung. Er unterstützt manchmal Claudia bei der Arbeit. Der jüngere geht noch zur Schule. Der Vater der Kinder lebt mit einer anderen Frau zusammen, kümmert sich aber um die Söhne, wenn Claudia um Hilfe bittet. Der Tag beginnt für sie und ihre Söhne um 5h morgens. Um 5:30hmachen sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle (30'), um gemeinsam zur Schule, zur pädagogischen Einrichtung des Älteren und ins Projekt El Izote zu kommen. Die Fahrt mit dem Bus dauert über eine Stunde, die ersten Kinder kommen bereits kurz nach 7h.

Und am Spätnachmittag geht es zurück. Oft sind Claudia und ihre Söhne erst um 19h zu Hause.

Der Samstag ist der Tag der Hausarbeit: Einkaufen, putzen kochen…

Neben dem stressigen Alltag schloss Claudia in diesem Sommer im Internet ihr Studium als Psychologin erfolgreich ab und wird im November exmatrikuliert. Herzlichen Glückwunsch!!!

Paty, ehemalige Schülerin in Iberia (2012 bis 2015)

Sie ist 23 Jahre alt, die Tochter ist 7 Jahre. Es gibt keinen Vater; Paty verdient sich das Geld als Straßenverkäuferin und ernährt mit ihrem Geld auch ihren Bruder. Er hat Tattoos und verlässt aus Angst, verhaftet zu werden die gemeinsame Wohnung nicht. Aber er kümmert sich um Paty's Tochter.

Alicia, ehemalige Köchin in Iberia (von 2010 bis 2015)

Alicia ist 34 Jahre alt, ihr Sohn ist 17. Er möchte unbedingt in die USA auswandern, weiß aber, dass es für ihn nur den illegalen Weg gibt. Sein Vater lebt in den USA (auch illegal). Ihm ist klar, dass er auf dem Weg der Illegalität zurück geschickt werden wird, aber er wird es ein zweites, drittes Mal versuchen. Die Mutter möchte nicht, dass er auch geht. Die Tochter wohnt schon in den USA.

Schwester von Claudia

Sie hat einen 9-jährigen Sohn und lebt nicht mit dem Vater des Kindes zusammen. Von ihm hat sie nie finanzielle Unterstützung erhalten. Theoretisch könnte man den Unterhalt einklagen, aber das würde Jahre dauern – Ausgang ungewiss.

Im Juni standen sie und das Kind plötzlich vor dem Haus der Mutter (das zu klein ist, um weitere Personen aufzunehmen) und wussten nicht wohin. Auf dem kleinen Grundstück wurde innerhalb von zwei Tagen ein kleines Haus aus Wellblech errichtet, in dem die beiden jetzt leben.

Fernando (Sohn von Isabel) über die Situation der Straßenverkäufer*innen in der Innenstadt

„Wir leben in einer Diktatur. Ein Beispiel: Die Straßenverkäufer*innen in der Innenstadt rund um die Kathedrale sind alle verschwunden. Die Straßen werden zu Prachtstraßen ausgebaut. Die Verkäufer*innen sagen, dies sei mit ihrem Einverständnis geschehen, was nicht stimmt. Sie wurden vertrieben- ohne Ersatz. Sie sagen nichts anderes, weil sie Angst haben, eingesperrt zu werden."

Doña Lucy (Köchin und Raumpflegerin)

Sie wurde 6o Jahre alt und nimmt jeden Tag zwei Stunden Weg hin ins Projekt und zwei Stunden zurück in Kauf, um an ihre Arbeitsstelle zu gelangen. Ihr Arbeitstag beginnt um 4h morgens und endet um 8h abends.

Simon Paz, ehemaliger Bürgermeister von Mejicanos und Unterstützer des Projektes:

Er hatte bei der letzten Bürgermeisterwahl für die FLMN die meisten Stimmen erhalten, aber die Gruppierungen der rechten Parteien hatten gegen ihn ein Bündnis geschmiedet.

Inzwischen ist der „rechte" Bürgermeister zurückgetreten, das Amt ist verwaist. Simon Paz kandidiert jetzt als Bürgermeister für die Großgemeinde San Salvador und Mejicanos.

Papa de Dora, Pizzabäcker in der Nähe des Projektes: Er hatte sein Geschäft über einen längeren Zeitraum geschlossen, weil die Maras so viel Schutzgeld verlangten, dass sich die Arbeit nicht rentierte. Seit einem Jahr hat er genügend Einkünfte für seine Familie.

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