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Einblicke in das isländische Schulsystem an der Schule Borgarholtsskóli in Reykjavik (Erasmus+ an der ERS II)

Die Schule Borgarholtsskóli

 Im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ wurde das Kurzzeitprojekt BCTSS (Big Changes Through Small Steps) durchgeführt. Zwei Lehrkräfte der Ernst-Reuter-Schule II erhielten die besondere Gelegenheit, eine Woche lang die isländische Schule Borgarholtsskóli in der Hauptstadt Reykjavik zu besuchen. Dabei konnten sie wertvolle Einblicke in das Bildungssystem, insbesondere im Bereich der Inklusion, gewinnen und lernten das alltägliche Leben in Island kennen. Island, ein Land voller faszinierender Gegensätze, präsentierte sich beim Besuch im November 2024 mit eisigen Temperaturen, beeindruckender Landschaft und den unberechenbaren Kräften der Natur, wie einem Vulkanausbruch. Die Lebenshaltungskosten sind hoch und die Preise übertreffen die in Deutschland deutlich.

Die Schule Borgarholtsskóli

 Die Borgarholtsskóli wurde 1996 gegründet und ist eine weiterführende Schule für Schülerinnen und Schüler (im Weiteren: Schüler) im Alter von 16 bis 19 Jahren. Mit rund 1350 Jugendlichen und etwa 100 Lehrkräften gehört sie zu den größeren Bildungseinrichtungen Islands. Der Unterricht erfolgt hauptsächlich auf Isländisch, jedoch beherrschen viele Schüler auch sehr gut Englisch. Besonders bemerkenswert ist die Gleitzeitregelung in den letzten beiden Schulstunden des Tages: Schüler, die ihre Aufgaben bereits erledigt haben, dürfen früher nach Hause gehen.

Die Schule zeichnet sich durch ihre moderne, digitale und funktionale Ausstattung aus, die in einwandfreiem Zustand ist. Hervorzuheben ist die großzügige und gut genutzte Bibliothek, die einen zentralen Platz im Schulalltag einnimmt. Die Borgarholtsskóli bietet 22 verschiedene Abschlüsse an, die den Schülern den Zugang zu beruflichen Tätigkeiten und zu weiterführenden Studienmöglichkeiten ermöglichen, sofern sie sich durch gute Leistungen auszeichnen. Ein besonderes Merkmal der Schule ist die ruhige, respektvolle und wertschätzende Atmosphäre, die das Miteinander prägt und eine positive Lernumgebung fördert. Das Tragen von Hausschuhen trägt zusätzlich zu dem so genannten „Hygge-Gefühl" innerhalb der Schulgemeinschaft bei. 

Schüler mit besonderen Bedürfnissen

Etwa 35-40 Schüler mit besonderen Bedürfnissen in den Bereichen Lernen und geistige Entwicklung werden in kleinen Gruppen von Förderschullehrkräften unterrichtet und durch Fachpersonal unterstützt. Der Unterricht ist auf vier Schulstunden pro Tag ausgelegt, wobei jede Stunde 60 Minuten dauert. Täglich finden eine Stunde Isländisch und eine Stunde Mathematik statt, während die übrigen Stunden kreative, künstlerische oder praktische Schwerpunkte wie Theater, Musik, Kunst, Handarbeit, Lebenspraxis, Hauswirtschaft und Soziales Miteinander abdecken. Jede Kleingruppe wird in einem hervorragend ausgestatteten, eigenen Klassenraum unterrichtet, der auf die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen abgestimmt ist. Förderschüler haben die Möglichkeit, an regulären Kursen teilzunehmen, was jedoch eher selten in Anspruch genommen wird. In den ersten zwei Jahren liegt der Fokus auf schulischen Inhalten, während in den darauffolgenden Jahren die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt im Vordergrund steht. Besonders beeindruckend waren die riesigen und umfangreich ausgestatteten Hallen, in denen sich Werkstätten für die Bereiche Automobile oder Elektronik befanden. Die Jugendlichen können an Fahrzeugen arbeiten und Reparaturen unter Anleitung von KFZ-Mechanikern durchführen, wodurch sie erste praktische Erfahrungen sammeln, die sie in ihrer beruflichen Orientierung unterstützen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Betrieben wird der Übergang in den Arbeitsmarkt erleichtert und den Schülern werden konkrete Perspektiven für ihre berufliche Zukunft eröffnet.

Fazit: Ein wertvoller Einblick in ein anderes Bildungssystem

 Der Besuch in Reykjavik bot eine spannende Gelegenheit, das isländische Schulsystem kennenzulernen und zu erfahren, wie den besonderen Bedürfnissen der Schüler mit Förderbedarf an der Borgarholtsskóli begegnet wird. Hervorzuheben ist der praxisorientierte Ansatz, der den Jugendlichen ermöglichte, ihre Fähigkeiten in realen Arbeitsumfeldern zu erproben. Insgesamt war der Aufenthalt eine bereichernde Erfahrung, die neue Perspektiven eröffnete und gleichzeitig wertvolle Anregungen für die eigene pädagogische Praxis lieferte.

I. King & Dr. J. Vochetzer

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